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In der Übersicht

Lothar Friedrich Freiherr von Hundheim (1668-1723), Staatsminister unter den Pfalz-Neuburger Kurfürsten, hatte nach dem Pfälzischen Erbfolgekrieg im Jahr 1700 das hiesige Lehen erworben und mit dem Bau des noch heute existierenden Barockschlosses auf den Grundmauern der 1689 zerstörten Erlenburg begonnen. Den Schlossbau, seine spätere Erweiterung und seine Erhaltung hat die Familie dann stets aus eigenen Mitteln finanziert.

Vom Jahr 1700 bis zum Jahr 1813 fungierte die Familie in Ilvesheim und weiteren Orten als niederadlige Ortsherrschaft, was für das Leben der Bewohner in diesen Dörfern von außerordentlicher Bedeutung war. Die meisten Orte der Kurpfalz waren keine Lehensorte und unterstanden damit direkt der kurpfälzischen Verwaltung. Die Existenz einer niederadligen Ortsherrschaft war deshalb im unteren Neckarraum etwas ganz Besonderes und damals neben Ilvesheim nur noch in Leutershausen zu finden.

Die Ilvesheimer waren in vielen Lebenslagen an die Weisungen des Ortsjunkers gebunden. Ein heute unvorstellbarer Standesunterschied trennte den Adel von seinen Untertanen. Sie durften die Ortsherren nur mit „Gnädigliche Herrschaft“ anreden. Für ein standesgemäßes Leben brauchte eine Adelsfamilie ein Vielfaches von dem Einkommen eines Dorfbewohners. Dazu besaß der Adel viele Vorrechte. Manche Berufe waren den unteren Ständen verwehrt und nur dem Adel vorbehalten. Der Ortsvorsteher, damals Schultheiß genannt, wurde vom Ortsherrn eingesetzt und war an dessen Anweisungen gebunden. Über dem niederadeligen Ortsherrn stand nur noch sein Landesherr, vor 1803 der Kurfürst von der Pfalz.

Das Ilvesheimer Schloss ist das schönste, eindrucksvollste und zugleich älteste Gebäude des Ortes Ilvesheim. Sein Hauptteil, der viereckige, fast quadratische Zentralbau, stammt aus dem Jahr 1700. Er ist drei Stockwerke hoch, hat auf der Nord- und Südseite fünf und auf der Ost- und Westseite vier Fensterachsen. Die beiden eingeschossigen Flügelbauten beherbergten ursprünglich Orangerie und Küche, die zwischen 1750 und 1773 errichtet wurden. Auf der Südseite gegen das Dorf hin entstanden ebenfalls im 18. Jahrhundert das Ökonomiegebäude und das Amtshaus „am Schlosshof“.

Schloss und Schlossgut blieben bis zum Aussterben der von Hundheim im Besitz dieser Familie, die allerdings in der zweiten Hälfe des 18. Jahrhunderts keine große Rolle mehr spielte und nach dem Übergang der rechtsrheinischen Pfalz an Baden 1803 allmählich verarmte und sich nur durch den Verkauf fast des gesamten Besitzes in Ilvesheim über Wasser halten konnte. 1855 starb mit Alfred von Hundheim der letzte Vertreter, das Schloss fiel an den badischen Staat.

Im Jahr 1868 wurde das staatliche Anwesen mit dem Einzug der „Badischen Blindenanstalt“ einer geeigneten Nutzung zugeführt. Für diesen Zweck wurden 1903/04 im Westen ein neuer Flügel angebaut und in den letzten Jahrzehnten weitere Bauten im östlich des Schlosses errichtet. Das gesamte Areal gehört bis heute dem Land Baden-Württemberg. Die Schlossschule nutzt die Gebäude und das dazugehörige Gelände seit nun über 150 Jahren für die Betreuung und Erziehung der ihnen anvertrauten blinden oder sehbehinderten Schüler.

Entnommen aus dem Büchern "Ilvesheim heute", Herausgeber FWV Ilvesheim e.V und „Die Freiherren von Hundheim“ von Klaus-Peter Baumer

http://www.ilvesheim.de/