Was ist eigentlich Integration?
icon.crdate05.07.2016
In den vergangenen zwei Wochen haben wir über das Thema Anschlussunterbringung berichtet
Was ist eigentlich Integration?
Fortsetzung…
11 Tage lagen dieses Mal zwischen der Meldung, dass wir neue Zuweisungen bekommen und der Ankunft der Menschen. Eine durchschnittliche Vorlaufzeit in der Anschlussunterbringung. Innerhalb dieser Tage erfahren wir, was für Menschen kommen. Wir haben Zeit, unsere Wohnungen mit Betten und Schränken auszustatten, eine Grundausstattung, die den Flüchtlingen gestellt wird. Es werden letzte notwendige Reparaturen und eine Grundreinigung der Wohnungen durchgeführt. Auch informieren wir den Arbeitskreis, der sich sofort um einen Paten für die Familie oder die Einzelperson kümmert.
Dann ist es soweit, die Menschen reisen im Taxi an, begleitet von einem Sprinter. Was sie genau mitbringen, das weiß man im Vorfeld nie. Manchmal bauen wir unsere Betten wieder ab, da eigene mitgebracht werden, manchmal stehen sie nur mit einem Koffer voller Kleider vor uns und haben sonst gar nichts. Wir zeigen ihnen die Wohnungen, die sie sich meistens mit anderen teilen müssen. Oft wird ihnen im Heimatland, aber auch bei der Abreise aus den Gemeinschaftsunterkünften, ein Luxus versprochen, den wir nicht bieten können. Mit der Anreise von 15 Flüchtlingen im Herbst sind unsere Wohnungsressourcen erschöpft, für die Menschen, die dann noch zu uns kommen (100 Personen in 2017) haben wir derzeit noch keine Unterbringungsmöglichkeiten.
Der erste Tag in Ilvesheim ist immer schwer. Eine neue Umgebung, der Umzugsstress, gerade bei Familien mit kleinen Kindern schlägt das aufs Gemüt. Wir bemühen uns, insbesondere durch unseren Arbeitskreis, den Menschen zu helfen, dass sie sich hier schnellstmöglich einleben können. Wege zum Rathaus, den Einkaufsmöglichkeiten und der Schule werden gezeigt, es wird eine Hilfestellung bei der Anmeldung und dem sonstigen Papierkram gegeben, Termine für Deutschunterricht, Hausaufgabenbetreuung und verschiedene Veranstaltungen werden im Kalender markiert.
Integration ist einfach, wenn sich alle daran beteiligen!
Daher möchten wir Sie erneut aufrufen, sich an unserem Arbeitskreis „Integration: Ilvesheim sagt ja!“ zu beteiligen. Ob als Deutschlehrer, mit Geld- und Sachspenden, als Pate oder einfach nur als Teilnehmer im Hintergrund – der Arbeitskreis ist froh um jede helfende Hand. Informieren Sie sich unter www.integration-ilvesheim.de oder im Rathaus unter 0621/49660-0.
Doch nicht nur die Mithilfe im Arbeitskreis ist wichtig. Um eine gute Integration zu gewährleisten, sind auch ein entsprechender Wohnraum und eine Arbeitsstelle entscheidende Faktoren. Daher möchten wir Sie bitten, sich an uns zu wenden, wenn Sie die Möglichkeit haben, einen Auszubildenden bei sich aufzunehmen, einen Arbeitsplatz anzubieten und Wohnraum zu vermieten haben. Die Gemeinde wird hierbei nicht nur als Vermittler, sondern als Mieter auftreten, so dass bei Problemen mit den zugewiesenen Personen eine Umsetzung erfolgen kann. Bitte wenden Sie sich für weitere Informationen an Frau Schückle, 0621/49660-301.
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Was ist eigentlich die Anschlussunterbringung?
In den letzten Wochen wurde das Flüchtlingsthema in der Gemeinde Ilvesheim oft diskutiert. Sicherlich kam hierbei auch die Frage auf, was denn „Anschlussunterbringung“ eigentlich bedeutet – für die Flüchtlinge, aber auch für die Gemeindeverwaltung, die Ehrenamtlichen und die Anwohner.
Die Flüchtlinge, die in Deutschland ankommen, werden auf die Bundesländer verteilt und dort in Landeserstaufnahmeeinrichtungen (LEA) untergebracht. Dort werden neben dem Asylantrag auch ein Gesundheitscheck und einige andere Sachen durchgeführt. Dann werden die Flüchtlinge in die vorläufige Unterbringung bei den Stadt- und Landkreisen untergebracht. Dies geschieht in der Regel in Gemeinschaftsunterkünften (GU). Mit Erteilung des Aufenthaltstitels oder nach spätestens 24 Monaten endet die Unterbringung und die Stadt- und Landkreise verteilen die Flüchtlinge in die Anschlussunterbringung.
In der Anschlussunterbringung werden die Flüchtlinge durch die Gemeinde vorzugsweise in eigenen Wohnungen, teilweise jedoch auch in Gemeinschaftsunterkünften oder Wohnungsgemeinschaften (WGs) untergebracht. Dies geschieht nicht durch ein normales Mietverhältnis, sondern durch die Einweisung nach unserer Satzung über die Benutzung von Obdachlosen- und Flüchtlingsunterkünften (Obdachlosensatzung). Durch diese Rechtsform ist die Gemeinde bei der Belegung der Räumlichkeiten flexibler, um zum Beispiel auf Wegzüge, religiöse Konflikte oder andere Dinge reagieren zu können.
In der Gemeinschaftsunterkunft gibt es für jeden Flüchtling eine Mindestfläche von 4,5m², in der Anschlussunterbringung sind keine Standards vorgeschrieben. Die Gemeinde bemüht sich jedoch um eine nachhaltige Unterbringung, die gegebenenfalls auch nach Ende der Unterbringung in ein Mietverhältnis umgewandelt werden kann. Daher sind unsere Flüchtlinge derzeit mit 8-10m² pro Person untergebracht.
Fortsetzung folgt…
Was ist eigentlich die Anschlussunterbringung?
Fortsetzung…
So verschieden wie die Menschen sind, die zu uns kommen, so verschieden sind auch deren wirtschaftlichen und persönlichen Verhältnisse. Einige unserer Zugewiesenen erhalten Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, einige verdienen mittlerweile ihr eigenes Geld, wiederum andere sind noch auf der Suche nach einer geeigneten Arbeitsstelle. Wir haben Familien, deren Kinder zur Schule und in den Kindergarten gehen, wir haben Einzelpersonen, die alleinstehend sind oder auf den Nachzug ihrer Familie hoffen. Manche haben bereits eigene Möbel mitgebracht, andere haben sich schon über Spenden gefreut, manch einer ist auch mit der Ausstattung zufrieden, die die Gemeinde ihnen zur Verfügung stellt.
Verschiedene Religionen, Herkunftsländer und Altersstrukturen machen die Anschlussunterbringung vielfältig und bunt, durch die intensive Integrationsarbeit unseres Arbeitskreises „Integration: Ilvesheim sagt JA!“ und unserer Verwaltung hat dies jedoch bisher nicht zu Konflikten geführt. Damit dies auch so bleibt, wird jedem unserer Flüchtlinge ein Pate an die Hand gegeben, der ihn in alltäglichen Situationen unterstützen soll und auch bei schwierigeren Themen als Ansprechpartner dient. Ohne die ehrenamtliche Unterstützung würde die Integration nicht funktionieren, da der Landkreis, der originär für die soziale Betreuung zuständig ist, viel zu wenig Kapazitäten hat, um dies so umfassend leisten zu können.
Wenn Sie unseren Arbeitskreis unterstützen wollen, können Sie sich auf der Homepage www.integration-ilvesheim.de über dessen Arbeit informieren und sich an die Sprecher Doris Hartmann und Dieter Münster wenden. Auch Veranstaltungstermine, Spendengesuche und Tätigkeitsberichte werden dort regelmäßig veröffentlicht.
In den vergangenen zwei Wochen haben wir über das Thema Anschlussunterbringung berichtet. Nun sind die Menschen in Ilvesheim angekommen und wir wollen und müssen gemeinsam dabei helfen, sie bei uns zu integrieren.
Wie Sie vielleicht erkannt haben, hat sich das abgebildete Tortendiagramm verändert – in dieser Woche sind uns 3 neue syrische Familien zugewiesen worden. Wir haben nun insgesamt 46 Flüchtlinge, davon 29 Erwachsene und 17 Kinder unterschiedlichen Alters. Zwei unserer Asylbewerber arbeiten bereits in festen Stellen, zwei machen eine Ausbildung, bei weiteren 6 wird noch auf die Arbeitserlaubnis vom Landratsamt gewartet. Von den Kindern gehen mehr als die Hälfte in die Schule und den Kindergarten, die anderen sind noch klein und werden zuhause betreut.
Der wichtigste Punkt beim Thema Integration ist die Sprache. Unser Arbeitskreis „Integration: Ilvesheim sagt Ja!“ (www.integration-ilvesheim.de) bietet hierfür für alle Flüchtlinge Deutschunterricht an, der ehrenamtlich mehrmals in der Woche stattfindet. Auch die Alltagsbegleitung ist ein sehr wichtiger Punkt, denn Arztbesuche, Behördengänge und für uns selbstverständliche Dinge wir Mülltrennung und die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln sind für die Flüchtlinge Hürden, die überwunden werden müssen.
Für all diese Dinge ist das Ehrenamt ein unerlässliches Gut. Die Verwaltung hat die Aufgabe, die Flüchtlinge unterzubringen und Dinge wie Ausweispapiere, Lebensmittelmarken und anderes auszugeben. Über unsere Sozialarbeiterin betreuen wir die Flüchtlinge auch in verschiedenen Belangen, insbesondere im Bereich der Trauma-Bewältigung. Für die „kleinen“ Dinge, die Rundum-Betreuung, den Alltag können wir das jedoch personell nicht leisten. Daher sind wir sehr dankbar, dass sich eine so große Menge an Ehrenamtlichen gefunden hat, die sich um die vielen Probleme und Aufgaben kümmert, die während der Eingewöhnungsphase und darüber hinaus anfallen.
Fortsetzung folgt…