Ansprache Amtseinführung Herr Bürgermeister Thorsten Walther
icon.crdate19.09.2023
vom 14.09.2023
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
sehr geehrte Gemeinderätinnen und Gemeinderäte,
sehr geehrte Ehrengäste,
liebe Familie,
liebe Freunde,
liebe Ilvesheimerinnen und Ilvesheimer,
zunächst vielen Dank für Ihre Grußworte und die guten Wünsche zur Amtseinführung an diesem für mich sehr bewegenden Abend.
Dieser Tag ist einer der bedeutendsten und auch schönsten in meinem Leben. Und ich freue mich, dass so viele Menschen heute gekommen sind, um diesen Moment mit mir zu teilen.
Das Amt des Bürgermeisters ist ein Geschenk.
Es ist ein Geschenk auf Zeit, dass mir die Bürgerinnen und Bürger unserer Gemeinde am 21. Mai für acht Jahre überlassen haben.
Mit großer Freude, aber auch mit Respekt vor der Verantwortung und den Herausforderungen, habe ich das Amt vor genau 45 Tagen, am 1. August angetreten.
Seitdem hat sich mein Leben sehr verändert. Ich gehe früher arbeiten und komme noch später nach Hause.
Noch nie habe ich so eine intensive Arbeit erlebt, aber auch noch nie bin ich morgens so gerne zur Arbeit gegangen.
Ich habe mich auf das Amt des Bürgermeisters gut vorbereitet. Aber ein Gespür davon, was es bedeutet, Bürgermeister zu sein, bekommt man erst nach Amtsbeginn. Und so richtig, wahrscheinlich auch erst nach einigen Jahren.
Dank der professionellen und vertrauensvollen Übergabe mit meinem Amtsvorgänger Andreas Metz konnte ich die Amtsgeschäfte vom ersten Tage an in vollem Maße übernehmen. Dafür bin ich dankbar.
Mir ist bewusst, wie hoch die Erwartungen und Anforderungen an einen Bürgermeister sind. Ein Kollege aus dem Kreis der Bürgermeister hat es mit folgenden Worten beschrieben:
„Wir müssen heute Fachleute sein und Bürgeranwälte, Wahlkämpfer und Kümmerer sowie gute Arbeitgeber. Wir müssen Generalisten sein, uns aber auch im Speziellen auskennen. Wir sollen strategisch vorausdenken, auf der anderen Seite aber auch politische Vorgaben entschlossen umsetzen können. Begeisternde Redner sollen wir auch noch sein, Menschen führen können und vor allem starke Nerven haben“.
Ja, das Amt des Bürgermeisters ist eine Tätigkeit, die mir in den kommenden Jahren alles abverlangen wird. Die mich immer wieder neu fordern wird.
Doch ich bin vorbereitet auf diese Aufgabe und trete das Amt mit klaren Vorstellungen und Zielen mutig und entschlossen an.
Helfen werden mir sicherlich meine Erfahrungen aus der Zeit im Dienst der Stadtverwaltung Mannheim. Eine berufliche Station, die mich ja mit einigen erfolgreichen Bürgermeistern unserer Umlandgemeinden verbindet.
Das Amt des Bürgermeisters ist immer ein Ausdruck für die kommunale Selbstverwaltung und Selbständigkeit einer Gemeinde.
Liebe Gäste aus Mannheim, verzeihen Sie mir, wenn ich heute Abend darauf hinweisen darf, dass sich in diesem Jahr der Widerstand der Ilvesheimer Bevölkerung gegen den Versuch der Eingemeindung durch die Stadt Mannheim zum 50. Mal jährt.
Dieses eindrucksvolle Ergebnis im Jahr 1973 spiegelt den ungebrochenen Wunsch der Ilvesheimer Bevölkerung nach kommunaler Selbstständigkeit und politscher Gestaltungskraft wider und ist damit eine Verpflichtung für jeden Ilvesheimer Bürgermeister.
Wir Ilvesheimer sind stolz darauf, die Geschicke unserer Gemeinde selbstständig zu bestimmen und Entscheidungen eigenständig zu treffen.
Und Ilvesheim steht vor wegweisenden Entscheidungen.
In den nächsten Wochen und Monaten wird es darum gehen, die begonnen technischen und baulichen Arbeiten an den kommunalen Liegenschaften erfolgreich abzuschließen.
Im Mittelpunkt steht dabei die Sanierung unserer Mehrzweckhalle. Ein Projekt, das allein aufgrund seiner finanziellen Dimension und Bedeutung für die Ilvesheimer Vereine mit ihren kulturellen Veranstaltungen unsere volle Aufmerksamkeit verdient und auch bekommen wird.
Ein weiteres zentrales Thema der nächsten Wochen wird die Umgestaltung unserer Friedhöfe sein. Bewusst habe ich das Thema bei meiner ersten Ausschusssitzung am vergangenen Dienstag auf die Tagesordnung genommen.
Bis zum Ende des Jahres werden wir noch eine ganze Reihe an Entscheidungen im Gemeinderat hierzu treffen. Mit dem klaren Ziel der Verwaltung, die neue Satzung im November in den Gemeinderat einzubringen.
Wichtige Entscheidungen stehen auch in der Kinderbetreuung an. Während wir ein deutliches Überangebot an Plätzen in den vier Kindergärten verzeichnen, steigt der Bedarf im Krippenalter kontinuierlich. Hier gilt es gemeinsam mit den Trägern der Kindertageseinrichtungen kluge und nachhaltige Lösungen zu finden.
Ein weiteres Ziel für mich ist die Stärkung der Bürgerbeteiligung: Bis zum Ende des Jahres werden wir die Einführung der Bürger-App zum Beschluss bringen, um mit diesem Tool im neuen Kalenderjahr 2024 den Bürgerinnen und Bürger ein zeitgemäßes Angebot zu machen.
Deutliche Impulse bei der Digitalisierung der Kommunalverwaltung erhoffe ich mir durch die Besetzung der Stelle der Digitalisierungsbeauftragten bzw. des Digitalisierungsbeauftragten. Hier finden die Auswahlgespräche im Oktober statt.
Beschäftigen werden wir uns auch im Spätjahr mit dem weiteren Vorgehen bei der geplanten Wohnbebauung Sichelkrümme.
Dies ist nur eine kleine Auswahl anstehender Themen. Mittelfristig werden wir uns intensiv mit dem Weg zur klimaneutralen Gemeinde, Stärkung Jugendbeteiligung, Entwicklung unserer Ortsmitte und einem Mobilitätskonzept für Ilvesheim beschäftigen.
Dies alles in Zeiten eines deutlich spürbaren Fachkräftemangels im Öffentlichen Dienst.
Mit Blick auf die anstehenden Aufgaben der nächsten Monate ist es sicherlich nicht übertrieben, wenn ich sage, dies wird ein Herbst der Beschlussvorlagen und Entscheidungen für den Ilvesheimer Gemeinderat.
Und das ist auch wichtig, denn – und jetzt komme ich zum wohl größten Zukunftsprojekt unserer Gemeinde: dem Kombi-Bad.
Ich teile den Wunsch und auch den Glauben, dass Ilvesheim wieder eine Gemeinde mit einem Schwimmbad sein wird. Die Schließung unseres Freibades 2017 und die des Hallenbads für die Öffentlichkeit im vergangenen Jahr sind ein schmerzhafter Verlust für die Ilvesheimer Bürgerschaft.
Doch ich sage ganz klar, bevor wir dieses große Projekt beginnen können, müssen wir als Verwaltung unsere Hausaufgaben machen.
Die bereits genannten offenen Arbeiten gilt es erfolgreich abzuschließen, den Haushalt zu stärken und die Personalsituation in der Verwaltung insbesondere im Bauamt zu stabilisieren. Nur so werden wir die notwendige Kraft und klaren Fokus haben, dieses bedeutsame Investitionsprogramm für unsere Gemeinde erfolgreich zu stemmen.
Wichtig ist, dass wir im Gemeinderat konstruktiv zusammenarbeiten und auch bei unterschiedlicher Beurteilung einzelner Sachthemen nie vergessen, was uns alle eint: das gemeinsame Interesse die Gemeinde Ilvesheim in eine positive Zukunft zu führen.
Gerade in dieser Zeit ist es von hoher Bedeutung, dass wir uns als Demokraten nie auseinanderdividieren lassen. Denn unser politisches System wird zunehmend auf die Probe gestellt. Wie Studien leider eindrucksvoll zeigen, sinkt das Vertrauen in die staatlichen Organe, in die Verwaltung und Behörden kontinuierlich.
Gleichzeitig trumpfen im politischen Wettbewerb Personen auf, die mit vermeintlich einfachen Antworten auf komplexe Fragen für eine neue Zeit in diesem Land sorgen möchten.
Als Bürgermeister vertrete ich die klare Haltung, dass wir weniger auf die politischen Alternativen schauen sollten, sondern vielmehr auf uns.
In unserem Staat nehmen Kommunalverwaltungen eine zentrale Rolle ein: sie sind die erste Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger. Im direkten Kontakt zur Verwaltung formt sich die Meinung von Bürgerinnen und Bürgern über die öffentliche Verwaltung, aber auch über das politische System.
Als Bürgermeister habe ich die Möglichkeit, durch gute Verwaltungsleistung das Vertrauen der Menschen in die Ordnungsmäßigkeit und Effektivität der öffentlichen Verwaltung zu erhöhen und damit auch das Vertrauen in unser politisches System zu stärken.
Und lassen Sie mich dies klar sagen: mit großem Respekt habe ich wahrgenommen, wie mein Vorgänger Andreas Metz sich immer und zu jeder Zeit für die Schwächsten in unserer Gemeinde eingesetzt hat, Rückgrat bei der Unterbringung von Geflüchteten gezeigt und Solidarität vorgelebt hat.
Diese klare Haltung wird mir Vorbild bei der Ausübung meines Amtes sein.
An diesem Abend gilt es auch Danke zu sagen.
Bedanken möchte ich mich zunächst bei allen Mitarbeitenden der Gemeindeverwaltung im Rathaus und in den Außenstellen für den warmherzigen Empfang und die engagierte Unterstützung in den ersten Wochen.
Ich bin mir bewusst, dass ich Ihnen in dieser Zeit viel abverlange, viel hinterfrage, kurzfristig Informationen benötige und einen engagierten Arbeits- und Zeitplan als Ziel gesetzt habe. Für Ihre Offenheit und den gemeinschaftlichen Tatendrang bin ich sehr dankbar.
Dank gebührt den Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr, die uns kurzfristig die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt haben. Der heutige Abend hier in der Fahrzeughalle ist ein weiterer Beleg für die hervorragende Zusammenarbeit zwischen Rathaus und Feuerwehr.
Und wenn wir bei der Organisation des heutigen Abends sind, dann möchte ich mich auch ausdrücklich bei Frau Weidler bedanken. Frau Weidler begleitet erst seit dem 1. Mai das Amt der Bürgermeister-Sekretärin und hat in dieser Zeit, wie Sie wissen, schon so einiges erlebt. Für die hervorragende Organisation des heutigen Abends verdient sie unseren Applaus. Vielen Dank Frau Weidler!
Ein großes Dankeschön gilt den Menschen, die mich und meine Familie in diesem Jahr mit so viel Energie und Herz unterstützt haben. Schön, dass so viele heute Abend gekommen sind. Das ist auch euer Abend. Denn ohne euch, wäre ich heute Abend nicht hier am Rednerpult.
Immer an meiner Seite war uns ist meine Familie. Ohne sie wäre weder solch ein Wahlkampf noch das Ausüben des Amtes des Bürgermeisters für mich möglich. Meiner Frau, meinen Kindern, meiner Mutter und meinen Schwiegereltern bin ich zutiefst dankbar für ihre bedingungslose Unterstützung.
Danke, dass ihr mir diesen Weg ermöglicht habt!
Mein Vater kann diesen Tag nicht mehr miterleben. Aber es ist mir ein besonderes Anliegen, dass er heute nicht unerwähnt bleibt. Denn er ist es, dem ich das Interesse für Politik und gesellschaftliche Fragestellungen, die Freude am Diskurs aber auch den Willen für seine Träume zu kämpfen maßgeblich verdanke.
Der soziale Kompass, den mir meine Eltern mitgegeben hat, wird mich in der Funktion als Bürgermeisters stets leiten.
Und so möchte ich zum Ende meiner Rede den bereits erwähnten inhaltlichen Zielen auch ein ganz persönliches Ziel für meine Amtszeit hinzufügen.
Es ist mir wichtig, dass ich als Bürgermeister weiter ein verlässlicher Vater, Ehemann, Freund und Familienmensch bleibe. Die hierfür notwendigen Zeiten freizuhalten, wird sicherlich eine der größten Herausforderungen werden.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
liebe Ilvesheimerinnen und Ilvesheimer,
nun freue ich mich, gleich gemeinsam mit Ihnen bei einem Sekt auf diesen Abend anzustoßen und lade Sie herzlich dazu ein, sich heute Abend ins goldene Buch der Gemeinde Ilvesheim einzutragen.
Ich freue mich darauf, gemeinsam mit Ihnen in den kommenden acht Jahren unsere Gemeinde gestalten zu dürfen. Lassen Sie uns die Zukunftsaufgaben mutig und mit aller Kraft anpacken. Es wird eine spannende Zeit.
Vielen Dank